Auf der Spur des Gobibären
Lange Zeit galt er als Fabelwesen, eine Art Wüsten-Yeti. Denn jahrzehntelang hatte kaum jemand einen Gobi-Bären zu sehen bekommen. Die extrem scheuen Wüstenbären gehören zu den seltensten Tieren der Welt. Nur noch knapp 30 Exemplare sollen in der Abgeschiedenheit der Gobi überlebt haben. Mongolischen Wissenschaftler ist es jetzt zum ersten mal gelungen, die Existenz des sagenumwobenen kleinen Braunbären nachzuweisen: an einer Wasserstelle nahe der chinesischen Grenze ist er den Forschern in die Foto-Falle getappt.
Die mongolischen Bärenforscher kooperieren mit dem Bayerischen Landesbund für Vogelschutz Gemeinsam haben sie ein großes Forschungs- und Schutzprogramm gestartet, das wir exklusiv mit der Kamera begleiten durften.
Wir folgen dem deutsch-mongolischen Biologenteam in eine der schönsten aber auch lebensfeindlichsten Regionen der Erde. Erleben mit, wie sie in der Gobi auf Bärensuchen gehen, Spuren lesen, Fellreste einsammeln und an allen bekannten Wasserstellen Foto-Fallen aufbauen, die zum weltweit ersten mal hochwertige Video-Sequenzen der letzten Wüstenbären liefern. 23 Exemplare konnten nachgewiesen werden, die Forscher schätzen den Gobibärenbestand derzeit auf höchstens 50 Tiere. Ob die Art noch eine Überlebenschance hat, ist umstritten. Bereits in den vergangenen Jahren wurden von amerikanischen Forschern einige Tiere eingefangen und mit GPS-Sendern ausgestattet: die Haupterkenntnis: Gobibären sind die Säugetiere, mit dem größten Wander-Revier – sie legen in der endlosen Weite der Wüste riesige Strecken zurück, auf der Suche nach Nahrung und Wasser.
Sie ernähren sich weitgehend vegetarisch: von den Wurzeln des wilden Wüstenrhabarbers, der besonders nährstoffreich ist, aber nur vereinzelt wächst. Der große Revierbedarf ist eines der Probleme für den Bären: denn von den Rändern der Gobi rücken riesige Kaschmirziegen-Herden und Erzbergwerke den Wüstenschutzgebieten bedenklich nahe. Die Biologen bezeichnen den Gobi-Bären als „Schirmart“ – wenn es gelingt, ihn und seinen Lebensraum zu schützen, dann können davon auch andere Tierarten profitieren, wie die letzten Wildkamele der Gobi, Wildschafe, Wildesel und Gazellen. Und selbst ein Schneeleopardenpärchen tappt in die Kamerafalle….
Unser Film zeigt alle diese Überlebenskünstler und ihre Techniken, mit denen sie in der fast wasserlosen Gobi über die Runden kommen. Und wir lernen auch die Wüstenmenschen kennen, die Kaschmir-Nomaden, die unter extrem harten Bedingungen die feinste Wolle der Welt für den internationalen Modemarkt erzeugen.
Wie vor Jahrhunderten ziehen sie mit ihren Jurten von Weidefläche zu Weidefläche – und kommen mit ihren Ziegenherden den Wildtieren gefährlich nahe. Die mongolischen Biologen haben an den Nomadenschulen deshalb ein Aufklärungsprogram gestartet: nur wenn schon die jungen Wüstenbewohner den Wert der wilden Tiere schätzen lernen, haben sie eine Chance zu überleben…
Eine spannenden Wüstenexpedition, in atemberaubender Landschaft – auf den Spuren eines der faszinierendsten Tiere der Erde.
Weitere Informationen: ARTE TV: Auf der Spur des Gobibären
Ein Film von Wolfgang Luck
gesprochen von Bernt Hahn
Kamera: Rainer Friedrich, Julian Kolb
Musik: Hans Engel
Schnitt: Karl-Heinz Satzger
Farbkorrektur: Holger Hessinger
Redaktion: Ulrike Becker, Ute Hoffarth, SWR
Produktion: luckfilm 2018